Tour de France 2021

Tour de France 2021

Juni 2021

Nach dem veränderten Rennkalender in 2020 ist das größte jährlich stattfindende Sportevent der Welt 2021 nun wieder zurück an seinem traditionellen Platz im Rennkalender des Radsports.

Die 108. Ausgabe der Tour de France startet am 26. Juni im bretonischen Brest, ganz im Nordwesten Frankreichs und endet nach 3383 km am 18. Juli - traditionell wie bereits seit 1975 - auf den Champs-Elysées in Paris. Erstmals stehen 23 statt 22 Teams aus 13 verschiedenen Ländern mit insgesamt 184 Fahrern an der Startlinie, um Mann gegen Mann, Team gegen Team um die höchsten Ehren im Radsport zu kämpfen.

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BORA – hansgrohe / Bettiniphoto

1903 wurde die Tour de France zum ersten Mal ausgetragen als eine Promotionaktion für das Magazin „L’Auto“, dem Vorgänger der heutigen „L’Equipe“. Sechs Etappen von insgesamt 2.428 km galt es damals in 19 Tagen zu bewältigen. Seit 1919 fährt der Gesamtführende bereits im Gelben Trikot, das hatte der damalige Renndirektor Henri Desgranges beschlossen, damit die Zuschauer nicht so leicht den Überblick verlieren. Seit 1933 wird der beste Kletterer gekürt und seit 1975 mit dem Gepunkteten Trikot belohnt. Das Grüne Trikot für den Sieger der Punktewertung kam im Jahr 1953 hinzu. Nachdem sich unser dreifacher Weltmeister Peter Sagan 2019 zum schier unglaublichen siebten Mal dieses Grüne Trikot in Paris überstreifen konnte (so oft wie noch niemand zuvor), musste er sich im Vorjahr nach einem langen Kampf mit Platz zwei begnügen. Auch in diesem Jahr ist er wieder hochmotiviert, seinen Rekord noch einmal auszubauen. Daneben geht als zweiter Kapitän der niederländische Neuzugang Wilco Kelderman für das Gesamtklassement an den Start und will nach Platz drei im Giro 2020 und weiteren Top 10 Platzierungen bei Giro und Vuelta auch bei der Tour de France um das Podium kämpfen.

Die Streckenführung mit ihren 21 Etappen darf dabei durchaus als klassisch bezeichnet werden. Sechs Bergetappen (davon drei Bergankünfte) und fünf mittelschwere Tagesabschnitte sowie zwei Zeitfahren über 27 km und 31 km stehen im Fokus von Wilco Kelderman und seinen Helfern. Wer also im gelben Trikot nach Paris fahren möchte, der darf sich auch im Kampf gegen die Uhr keine Schwächen erlauben. Dazu kommen acht Flachetappen, auf die sich bei BORA – hansgrohe vor allem Peter Sagan konzentrieren wird.

Die endgültige Entscheidung könnte wie im vergangenen Jahr wieder am vorletzten Tag beim 31 km langen Einzelzeitfahren fallen, nachdem vorher Alpen, Zentralmassiv und Pyrenäen den Fahrern alles abverlangen werden. Ein Highlight wird sicher die 11. Etappe (07.07.) von Sorgues nach Malaucene, auf der der nicht nur im Radsport sagenumwobene und sehr markante Mont Ventoux in den provenzalischen Voralpen gleich zweimal überquert wird. Das Dach der Tour ist in diesem Jahr der 2.408 m hohe Port d’Envalira in Andorra, welcher auf der 15. Etappe (11.07.) bezwungen wird.

Das BORA - hansgrohe Line-up

29 Radprofis aus 10 verschiedenen Ländern, ein Team - denn Teamwork makes the dream work im Radsport. Auch wenn immer nur einer als erster über die Ziellinie fährt, ist ein Sieg ein Teamerfolg, denn ohne die Helfer, die Windschatten bieten, Trinkflaschen holen gehen, die Konkurrenz in Schach halten und den Sprintern den Sprint anfahren, ist im Radsport kein Sieg einzufahren.

Teamwork wird im BORA - hansgrohe Team groß geschrieben, so ist man stetig gewachsen, besser und erfolgreicher geworden. In 2010 noch unter dem Namen Team NetApp in der 3. Liga gestartet, wurde das Team stetig weiterentwickelt bis es in 2017 in die erste Liga aufgestiegen ist. Bereits zwei Jahre später hat man sich mit insgesamt 47 Siegen zum zweitbesten Team der WorldTour gemausert. Auf Erfolgen ausruhen kommt nicht in Frage, in den vergangenen zwei Jahren wurde das Team kontinuierlich weiterentwickelt, erneuert und auch verjüngt, um auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei wurde auch ganz unkonventionell mal rechts und links geschaut, z. B. ein Mountainbiker und ein Skibergsteiger verpflichtet und auch auf viele junge Talente gesetzt.

Peter Sagan

Dreifacher Weltmeister, 7-facher Grünes Trikot-Gewinner bei der Tour de France, Gewinner der Königin der Klassiker Paris-Roubaix, 117 Profisiege insgesamt und somit einer der erfolgreichsten Radprofis überhaupt. Vor allem aber ist der 31-jährige Slowake Peter Sagan eins: anders. Wenn man eins über den Rockstar des Radsports gelernt hat, dann ist es, dass er über eine unglaubliche mentale Stärke verfügt und dass man immer mit ihm rechnen muss. Wenn er gewinnt, dann geht er „all in“. Und wenn er die Fangemeinde unterhält, dann ebenso. Man sieht ihn während des Rennens auf dem Weg hinauf zum Tourmalet Autogramme schreiben oder die Zuschauer mit einem Wheelie unterhalten. Denn Peter Sagan sieht sich nicht nur in der Pflicht, sportlich zu überzeugen, er will den Zuschauern auch immer eine gute Show bieten. In diesem Jahr hat er schon bei der ersten großen Rundfahrt, dem Giro d’Italia, überzeugen können, wo er die Punkte-Klassifikation mit dem Sieg des „Ciclamino-Trikots“ (dem Pendant des Grünen Trikots bei der Tour) für sich entscheiden konnte.

 

Wilco Kelderman

Der 30-jährige Niederländer kam zur Saison 2021 zum Team und wurde mit dem klaren Fokus auf die großen Landesrundfahrten geholt. Dass diese Hoffnungen berechtigt sind, unterstrich der starke Zeitfahrer, der auch in den Bergen sehr gut zurechtkommt, in der Vergangenheit mit je zwei Top10-Platzierungen bei der Vuelta und beim Giro, wo er 2020 mit dem dritten Platz auch aufs Podium klettern konnte. Zuletzt bewies er bei der Dauphiné-Rundfahrt mit einem vierten Platz seine starke Form. Wilco, der sich vor dem Radsport noch im Eisschnelllauf versuchte, ist hochmotiviert und will dies bei der Tour auch zeigen.

 

Emanuel Buchmann

Emanuel Buchmann ist bei BORA - hansgrohe Profi geworden, und über die Jahre hat sich „Emu“ als einer der besten Rundfahrer der Welt etabliert. Er braucht zumeist nicht viele Worte, sondern lässt lieber Taten sprechen und zeigt auf dem Rad, was er drauf hat. Bei der Tour de France 2019 haben ihm dank seiner ungeheuren Konstanz über 21 Etappen in Paris nur wenige Sekunden gefehlt, um das Podium zu erreichen. In diesem Jahr ist er bereits den Giro gefahren, musste aber nach einem Sturz bei der 15. Etappe in aussichtsreicher Position aufgeben. Dies ermöglicht jedoch den Start bei der Tour, wo er Wilco unterstützt und auch mal die Freiheit bekommt, seine Chance auf einen Etappensieg in den Bergen nutzen zu können.

 

Nils Politt

Nils kam zur Saison 2021 zum Team und ist vor allem auf die schweren Frühjahrsklassiker spezialisiert. Der 27-jährige Kölner, der auf dem Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix schon Zweiter und Siebter wurde, bringt eine enorme Power aufs Pedal und kann mit Ausnahme vom Hochgebirge vielseitig eingesetzt werden. Die 2021er-Ausgabe der „Großen Schleife“ wird dabei seine fünfte Tour de France in Folge werden. Der 192 cm große Politt, dank seiner langen Hebel in der Trainingsgruppe auch „Giraffe“ genannt“, wird für BORA – hansgrohe in den Wind gehen, aber vielleicht auch in Fluchtgruppen sein Glück versuchen.

 

Patrick Konrad

Im August 2014 kam der gebürtige Niederösterreicher zunächst als Stagiaire („Testfahrer“) zum damaligen Vorgänger von BORA – hansgrohe. Seitdem hat er sich enorm entwickelt und ist immer wieder für einen Top10-Platz bei Rundfahrten gut. Bei der Tour de France wurde er bisher zweimal als bergfester Edelhelfer eingesetzt. Dass er auch mehr kann, bewies der passionierte Hobbykoch mit Liebe zur österreichischen Küche mit den Plätzen 7, 8 und 13 in der Gesamtwertung beim Giro d‘Italia. Sollte Kapitän Wilco Kelderman also Probleme bekommen, gibt es kaum einen besseren Fahrer als Patrick an seiner Seite, bereits bei der Dauphiné haben die beiden bewiesen, wie gut sie zusammen harmonieren.

 

Daniel Oss

Der Italiener vom Gardasee ist nicht nur gut mit Peter Sagan befreundet, er ist auch sein langjähriger Helfer. Und wenn man sich blind versteht, läuft die Zusammenarbeit umso besser, und dann sieht man Daniel auch mal mit seiner besten Peter Sagan-Parodie Interviews geben. Der 34-jährige bringt viel Erfahrung und Ruhe ins Team, das ist bei den großen Rundfahrten extrem wichtig. Aber er sorgt auch für gute Laune und den richtigen motivierenden Sound im Teambus. Keep on rockin’, Daniel!

 

Lukas Pöstlberger

Lukas Pöstlberger kam 2015 als Stagiaire zum Team. Eingesetzt wird der zweimalige österreichische Staatsmeister als Allzweckwaffe und leistet, wo auch immer man ihn einsetzt, wertvolle Dienste. Nicht umsonst ist sein Signature-Hashtag #poestipower. Bei der 1. Etappe des Giro d’Italia 2017 (und nebenbei seiner ersten Grand Tour überhaupt) hat er die Gunst der Stunde genutzt und sich mit viel „Panache“ den Sieg und einen Tag im Rosa Trikot des Führenden eingeheimst. Damit hat er gleich Geschichte geschrieben, denn er ist der erste Österreicher, der je eine Etappe beim Giro gewonnen hat. Beim Vorbereitungsrennen zur diesjährigen Tour, dem Critérium du Dauphiné, hat er seine gute Form gleich an Tag 2 mit einem Etappensieg bewiesen und sich für 4 Tage lang das gelbe Leadertrikot gesichert. Vielleicht ergibt sich ja bei der Tour wieder eine Chance für Pösti?

 

Ide Schelling

Ide ist mit seinen 23 Jahren der jüngste Fahrer im Tour-Team von BORA – hansgrohe. Sein erstes Profijahr 2020 hatte sich der Niederländer aus Den Haag vielleicht etwas anders vorgestellt, wobei das besondere Corona-Jahr sicher ein gutes Lehrjahr für ihn war und vielleicht mehr Chancen für ihn bereithielt als erwartet. 2021 fiel die Frohnatur Ide bei den Ardennen-Klassikern durch eine angriffslustige Fahrweise auf, er verpasste beim Pfeil von Brabant als Vierter das Podium nur denkbar knapp. Beim prestigeträchigen Amstel Gold Race wurde er als „aggressivster“/aktivster Fahrer gekürt und beim Großen Preis Kanton Aargau hat er sich schließlich den ersten Profisieg erkämpft. Nun steht die Tour de France an und seine Motivation, dort erneut viel zu lernen, einen guten Job zu machen und vielleicht für ein bisschen Furore zu sorgen, könnten nicht größer sein.